Pinsel, Pasta und Psalmen
Vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KION Group, einem weltweit führenden Intralogistik-Konzern, tauschen Laptop, Excel-Tabelle und Schreibtisch gegen Pinsel, Schleifpapier und Bohrmaschine, um sich einen Tag lang einem sozialen Projekt zu widmen. Ein Wandbild soll für einen Frankfurter Tagesaufenthalt für Menschen in Wohnungsnot entstehen. Dazu hat Kathrin Lammermann von KION gemeinsam mit Carolin Simon, Ehrenamts-Koordinatorin der Caritas, ein Projekt im Tagesaufenthalt Bärenstraße ausgesucht. Alle sind gespannt, was sie erwartet. Wohnungs- und Obdachlosigkeit ist allen bekannt. Doch einen Tag gemeinsam mit Wohnungslosen in einer Einrichtung zu verbringen und dort zu arbeiten, ist nochmal anders.
Und dann geht es auch schon los. Angekommen im Haus führt Franziska Schäfer, die Leiterin der Einrichtung, durch die Räume. Sie zeigt dem Team die professionell ausgestatte Küche, den Ess-Saal für die Besucher, die hier „Gäste“ heißen und nicht etwa „Klienten“ wie sonst in der Sozialarbeit üblich. Dann geht es in die Kellerräume mit Kleiderkammer, Wasch- und Duschmöglichkeiten. Auch die ersten Gäste trudeln langsam ein.
Harte Schicksale und kleine Erfolge
Beim gemeinsamen Tee und Kaffee prasseln gefühlt tausend Fragen auf Franziska Schäfer ein. Wie es komme, dass Menschen auf der Straße landen, wie die Vorgeschichten seien und wie die Chancen, dass ihre Gäste wieder in ein „normales“ Leben zurückfänden.
„Wenn ich weiß, meine Gäste wurden heute satt, konnten sich aufwärmen und hatten uns als Ansprechpartner für ihren Kummer, gehe ich zufrieden nachhause!“
Franziska Schäfer, Leiterin der Einrichtung
So lernt die Gruppe, wie es ist, auch mit kleinen Erfolgen zufrieden zu sein. Denn es gibt auch richtig harte Schicksale. Von Alkohol- und Crack-Sucht ist die Rede, aus denen es fast kein Aussteigen mehr gibt. „Die meisten hier werden nicht älter als vierzig oder fünfzig!“, erfahren die sichtbar betroffenen freiwilligen Helferinnen und Helfer.
Handwerk - Was man nicht kann, kann man lernen
Noch etwas schwindlig von den Eindrücken geht es für das Team dann ans Praktische. „Wer hat denn schon Erfahrungen mit handwerklichem Arbeiten?“, will Projektleiter Jörg Heuser von Ankerplatz-ffm wissen, der Arbeitswelt-Initiative der Katholischen Stadtkirche. Auf seine Frage erntet er Schweigen. Doch was man nicht kann, kann man lernen, sind sich alle einig und so wird nach kurzer Einweisung fleißig geschliffen, geschmirgelt und gebohrt. Der Farbton, der noch fehlt ist schnell gemischt. Mit Pinsel und Rollen ausgestattet, geht es an das farbige Gestalten von Paneelen, die anschließend zu einem Wandbild zusammengestellt werden. Auch die Gäste des Hauses werden neugierig und wollen wissen, was denn da passiert. Zaghaft reihen sie sich in das Team ein, schleifen ein bisschen mit und assistieren hier und da beim Bohren.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen mit den Gästen geht es an das Montieren der Paneele an eine noch recht kahle Wand im Speisesaal. Kristina übernimmt das Bohren der Löcher, Gereon steckt Dübel ein und montiert gemeinsam mit Svenja Paneel um Paneel – bis langsam, aber sicher ein Wandbild entsteht. Viele Gäste sind beeindruckt. Sie beachten nicht mehr den Fernseher, der an der gegenüberliegenden Wand dauerhaft läuft. Die Bau-Aktion scheint spannender. Dann endlich ist es so weit. Am Abend hängt es endlich, das selbst gemachte Wandbild. Von nun an wird es den Tagesaufenthalt in der Bärenstraße verschönern.
Andacht zum Abschluss
Jörg Heuser bittet noch einmal alle, Platz zu nehmen. „Dies ist der Tag, den der Herr gemacht.“ Mit diesem Zitat aus Psalm 118 beginnt er eine kurze Andacht. Ein Instrumentalstück aus der Box lässt alle zur Ruhe kommen. Zeit zu reflektieren, was das Team geleistet, gehört, gesehen und erfahren hat. Reihum werden die Wünsche an das Haus und an die Gäste des Hauses vorgelesen. Sie wurden von den Teilnehmenden bereits in der Pause formuliert und dienen nun als Fürbitten.
"... dass ihr in den dunklen, kalten Wintermonaten das Frühlingsgrün und Himmelblaue im neuen Wandbild seht."
Aus den Fürbitten des KION Team an die Gäste des Hauses
Mit einem Segenswunsch beschließt Jörg Heuser die Andacht. Zeit für den Abschied, denn morgen warten wieder Laptop und Schreibtisch auf die KION-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter. Doch die Eindrücke dieses Social Days, da sind sich alle einig, werden noch lange bleiben.
Hilfe willkommen - Tagesaufenthalt für Menschen in Wohnungsnot
Der von der Caritas geführte Tagesaufenthalt in der Frankfurter Bärenstraße freut sich über Kleiderspenden für die Gäste. Gesucht werden aktuell vor allem warme Sachen wie Pullover, Jacken oder Jeans, gerne auch Schuhe. Achten Sie darauf, dass die Sachen noch gut tragbar und nicht zu alt sind.
Die Leiterin Franziska Schäfer sucht zudem engagierte Helferinnen und Helfer für ihr Haus. Wenn Sie das sympathische Team ehrenamtlich unterstützen möchten, nehmen Sie am besten direkt Kontakt mit dem Tagesaufenthalt auf! Tel: 069 2982 2612 Das Team berät Sie gerne, wie Sie sich engagieren können und freut sich auf Ihre Unterstützung!