Tausche Skyline-Büro gegen Open-Air Werkstatt
Die dunkelrote Hütte neben dem Nahkauf wäre um ein Haar abgerissen worden. Löcher im Gebälk, abblätternde Farbe und ein bemoostes Dach waren alles andere als einladend. Früher beherbergte die Hütte einen beliebten Blumenladen. Doch inzwischen steht sie seit Jahren verlassen und traurig auf dem Platz vor dem Nahkauf Supermarkt.
Das sollte sich ändern dachte sich eine Initiative sozialer Träger in Frankfurt-Nied. Die Hütte sollte wieder lebendig und schön werden. Ein Blumenbeet wurde bereits angelegt und in und um die Hütte vor dem Supermarkt, so der Plan, sollten niederschwellige Beratungsangebote für die Menschen im Quartier entstehen.
Willkommen in der Open-Air Werkstatt
Was jetzt noch fehlte, war die notwendige Man- und Womenpower. Die kam prompt in Form von zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Hessischen Landesbank (Helaba). Die Angestellten der Bank sind sonst eine andere Arbeitsumgebung gewohnt. Der majestätische Glaszylinder, in dem sie ihre Büros haben, ragt zweihundertvierzig Meter in den Frankfurter Himmel und bestimmt mit seiner markanten Form die Skyline der Stadt. Doch der Wechsel vom Laptop zur Stichsäge und vom Büro mit Aussicht auf unsere provisorisch eingerichtete Open-Air Werkstatt fiel nicht nur leicht, sondern bereitete auch sichtbares Vergnügen. Gemeinsam mit Jörg Heuser von der Katholischen Arbeitsweltinitiative „Ankerplatz-ffm“ und Marja Glage, Quartiersmanagerin der Caritas im Projekt „Soziale Stadt“ Nied machten sie das Häuschen in insgesamt drei Arbeitseinsätzen wieder flott.
Frische Farbe
Doch zuerst musste die Hütte ausgeräumt werden. Allerlei Unrat aber auch hübsche Andenken aus früherer Zeit hatten sich hier angesammelt. So wurde begutachtet, aussortiert und weggeworfen oder besser noch wieder liebevoll gesäubert und in Schuss gebracht. In liebevoller Erinnerung an die mittlerweile verstorbene Besitzerin des Blumenladens, gibt Marja dem leicht schrulligen Stickbild aus den 1970er Jahren einen Ehrenplatz an der Eingangstür. Als nächstes wurden fleißig Regale montiert, Löcher in der Außenwand geflickt und Wände sowie Boden gestrichen. Eine neue Lampe, flugs am Eingang montiert, sorgt nun für einen stimmigen Empfang der zukünftigen Gäste.
Auch der Innenraum wurde neu gestaltet. Dort wartet nun eine funktionale Einrichtung auf Gäste. Diese können zukünftig für ein vertrauliches Gespräch mit ehrenamtlich mitarbeitenden der sozialen Träger des Viertels im Innenraum Platz nehmen. Dazu entstand ein klappbarer Tisch und eine Durchreiche die als Ausschank für Kaffee, Tee, Kuchen und alkoholfreie Getränke dienen wird.
Das ist eine richtig tolle Gegend hier! Die Leute sind so aufgeschlossen und interessiert!
Team-Mitarbeiterin Sabine über Frankfurt-Nied
Banker auf Abwegen
Für das Helaba-Team waren die Einsätze eine willkommene Abwechslung aus dem Alltag an den Schreibtischen der Bank. Doch es wurde nicht nur gearbeitet, sondern es gab auch Zeit für den Austausch. Von interessierten Passanten erfuhr das Team quasi im Vorbeigehen von der Geschichte des Viertels; von guten und weniger guten Zeiten. Es wurde von den immer höher werdenden Mieten berichtet, die für viele im Quartier kaum noch leistbar sind. Auch die Verwahrlosung des Platzes und Wohnumfeldes besorgt viele. Betroffen hörten das Team von Menschen, die sich aus Scham über ihre Armut nicht trauen, nach Hilfe zu fragen. Besonders ihnen ist die Hütte nun gewidmet.
Doch auch über die Arbeit in den Frankfurter Banken wurde gesprochen, dass offensichtlich ebenfalls nicht nur aus Zuckerschlecken besteht. Der Herausforderungen gibt es viele. Von Firmenzusammenschlüssen war die Rede, vom anspruchsvoller werdenden Umfeld der Finanzbranche und natürlich ... von vielen Umstrukturierungen. „Da können wir auch ein Lied von singen...“ stimmten Marja von der Caritas und Jörg von der kirchlichen Arbeitswelt-Initiative Ankerplatz-ffm unisono und augenzwinkernd in das Klagelied ein.
Wer sich die neu renovierte Hütte einmal vom nahen ansehen will, findet sie in der Dürkheimer Straße 40 in Frankfurt-Nied.
About Social Days
Die Idee der Social Days kommt aus den USA. Inzwischen gibt es auch in Deutschland zahlreiche Initiativen mit gleicher Ausrichtung. Firmen stellen ihre Mitarbeitenden einen oder mehrere Tage frei, dass diese sich, angeleitet von Fachleuten in sozialen Projekten engagieren können.
Haben Sie auch Interesse, an einem sozialen Projekt als Firma teilzunehmen? Oder kennen Sie ein Projekt, dass unterstützende Hände braucht? Prima! Schreiben Sie mir: heuser@ stadtkirche-ffm .de