Binding Belegschaft erhält SPD Kulturpreis
Bier und Kultur
Kann Bier ein Teil der Stadtkultur in Frankfurt sein? Ja klar, denn das Feierabendbier, gerne auch alkoholfrei, und die damit verbundenen Begegnungen sind Teil gelebter Alltagskultur. Die Briten haben das längst erkannt und dem Pub also dem Public House, dass die Lücke schließt zwischen Arbeitsplatz und privatem Raum, ein kulturelles Denkmal gesetzt. Denn als öffentliches Wohnzimmer ist er nicht nur Ort, an dem über Politik, Gesellschaft, Gott und die Welt debattiert wird. Er ist vor allem auch Ort der persönlichen Begegnung, des Austauschs und damit der Psychohygiene. Dass dies bei einem Bier leichter gelingt, mag jeder schon einmal selbst erfahren haben. Somit lässt sich dieser Preis weiter fassen, als Würdigung der unprätentiösen, selbstverständlichen Orte, wo Menschen Beziehungen zueinander knüpfen und solidarische Gesellschaft entstehen lassen.
Arbeitsplatz als Ankerplatz
Doch zurück zur Preisverleihung. Diese fand im Ehrfurcht erbietenden Barocksaal der Frankfurter Freimaurer Loge statt. Fünf Meter hohe Decken und reichlich Stuck sorgten für eine beeindruckende Atmosphäre. Beeindruckend waren auch die Aussagen des Binding Betriebsrats, vertreten durch den Vorsitzenden Christian Schipniewski und Stellvertreterin Ilona Traband, die dem Publikum erläuterten, wie es um die Arbeitsplätze steht. Für Schipniewski, selbst bereits fünfunddreißig Jahre im Betrieb, ist Binding nicht einfach nur Arbeit- und Geldgeber sondern auch Heimat. So geht es vielen. Und so will sich eine gehörige Anzahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Event nicht entgehen lassen. Insgesamt kommen an diesem Abend, so Schipniewski, satte 1.200 Jahr Betriebszugehörigkeit zusammen, ein deutliches Indiz der Loyalität der Menschen zu Ihrem Betrieb im Herzen Frankfurts.
Ich arbeite seit 35 Jahren im Betrieb. Das ist für mich und viele andere längst ein Stück Heimat!
Christian Schipniewski, Betriebsratsvorsitzender Binding Brauerei Frankfurt
Oberbürgermeister-Kandidat Mike Josef verwies entsprechend darauf, wie wichtig es sei, solche Industriestandorte, die die Stadt entscheidend mitgeprägt haben, zu erhalten. Die Industrie müsse in der Stadt bleiben. Firmen und Fabriken dürften nicht abgewickelt werden, um, so die Befürchtung der Binding Belegschaft, Platz zu schaffen für Luxuswohnungen, die sich die meisten Menschen in Frankfurt ohnehin nicht leisten können.
Kulturpreis als möglicher Game-Changer
Der Kulturpreis, überreicht von Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft würdigt die kulturelle Relevanz der Belegschaft. Vielleicht sorgt dieser Kulturpreis auch für eine geänderte Sichtweise auf die Menschen hinter den Braukesseln und so könnte er mit viel Glück zum Game-Changer in der Standortfrage werden. Zumindest aber ist er ein wunderbares Zeichen der Solidarität und Anerkennung aus der Stadtgesellschaft. Dazu herzliche Glückwünsche auch von Ankerplatz-ffm!